Dem Västgötaspets seit über 30 Jahren treu: Dorothea
Graf
mit ihrem "Amund" und mit "Bonny", die ihrer Tochter gehört
(Foto: Ursula Känel Kocher)
"Ist das ein Husky-Dackel-Mix?"
Schwedischer Schäferspitz, Westgotenspitz, Schwedischer Wallhund:
Der Västgötaspets hat viele Namen - erkannt wird er trotzdem
höchst selten. Dorothea Graf aus Grüningen ZH importierte vor
über 30 Jahren den ersten Vertreter dieser Rasse in die Schweiz.
Porträt von Ursula Känel Kocher in der Serie "Meine
Rasse".
In ihrem Schrank hängt eine schwedische Tracht - inklusive
Kopfhaube. "Die habe ich mir extra schneidern lassen und sie jeweils an
Ausstellungen getragen", sagt Dorothea Graf. An Ausstellungen war sie
als ehemalige Züchterin häufig anzutreffen. 1987 fiel der
erste Wurf in ihrer Zuchtstätte. Vier Jahre zuvor hatte sie mit
Rüde "Gram Grey" das erste Exemplar dieser Rasse in die Schweiz
importiert; wenig später kam Hündin "Ronja Vesta" nach. Mit
diesen beiden Hunden begründete Dorothea Graf ihre Zucht, in der
innerhalb von 20 Jahren zehn Würfe fielen.
"Im Rassebuch geblättert"
Wie sie auf die seltene Rasse mit dem unaussprechlichen Namen gekommen
ist? Dorothea Graf lacht und sagt: "Ich habe ganz einfach ein Rassebuch
durchgeblättert und nach einem Hund gesucht, der meinem ersten
Hund, einem Welsh Corgi, ähnlich ist." Bei der Suche nach einem
leiblichen Exemplar wurde sie dann von ihren finnischen Verwandten
unterstützt, denn:
"Anders als heute hatten damals die Hundezüchter keine
Internet-Seite ihrer Zucht, häufig nicht einmal einen Computer."
Will heissen: Der Verkauf spielte sich hauptsächlich per Telefon
ab; ihren "Grey" hat sie zum ersten Mal in Kloten am Flughafen gesehen.
Und wurde in der Folge immer wieder auf ihren "Mischling" angesprochen,
etwa mit der Frage: "Ist das ein Husky-Dackel-Mix?"
Heute leben schätzungsweise gegen 80 Västgötaspets in
der Schweiz, knapp ein halbes Dutzend Zuchtstätten gibt es
aktuell. Seit elf Jahren wird die Rasse von einem eigenen Rasseklub
betreut. Hans Graf, der Ehemann von Dorothea Graf, stand diesem
während neun Jahren als Präsident vor. Der
Västgötaspets ist der einzige niederläufige Vertreter
der nordischen Hunderassen. "Man darf ihn trotz seiner geringen
Grösse nicht unterschätzen - er ist definitiv kein
Schosshund", betont Dorothea Graf. Ihr Rüde, der nach einem
früheren schwedischen König mit "Anund" benannt ist, bringe
satte 14 Kilogramm auf die Waage.
"Er ist enorm kräftig und trotz seiner kurzen Beine schnell. Mit
einem Västgötaspets muss man arbeiten. Sonst kann er als
gewiefter Treiber bei einer sich bietenden Möglichkeit schon mal
auf die Idee kommen, Rinder oder als Ersatz auch einmal Velofahrer zu
treiben", betont Dorothea Graf. Agility biete sich dafür ebenso an
wie der Begleithundesport oder andere
Beschäftigungsmöglichkeiten, die es heute gibt: "Er braucht
eine solide Grunderziehung und eine Aufgabe."
Erschienen in Hunde 7-8 2015, dem offiziellen Organ der SKG.
Mit freundlicher Genehmigung